, Kairo, 2012.
2009 vergingen 400 Jahre, nachdem die letzten Mauren aus Spanien vertrieben wurden. Ein Jahr später erschienen zwei Romane in Deutschland, die diese historische Wende rekonstruie-ren, nämlich Lea Kortes Die Maurin und Brigitte Riebes Die Nacht von Granada. Schon 2004 erschien Christiane Gohls Der Palast der Sonne, der die vorbereitenden Ereignisse auf den Fall Granadas darstellt. In den Romanen wird das Kulturbild Andalusiens oft durch Arabis-men und Hispanismen rekonstruiert, von denen exemplarisch nur 53 Lexeme in der Studie ausgeführt werden konnten. Die Fülle an Arabismen und transkribierten arabischen Bezeich-nungen zeugt von einem fast geschichtswissenschaftlichen Stil bei Korte, während Gohl durch die Verwendung von französischen und iberoromanischen Formen eher versucht, die Exotik in Grenzen zu halten. Diesem Zweck dienen bei ihr und bei Riebe auch die Paraphrasierungen von kulturspezifischen Phänomenen. Die arabischen Lehn- und Fremdwörter erfüllen im Un-tersuchungskorpus vier Hauptfunktionen. Pragmatisch bedingt ist vor allem die Verwendung von deutschen Arabismen, die zwar in Verbindung mit der andalusischen Zivilisation stehen, jedoch auf den heutigen Leser nicht kulturfremd wirken; vielmehr decken sie ein Nominati-onsbedürfnis, wie Matratze, Baldachinen, kand(-iert) oder die sich in der Fachsprache etabliert haben, wie Fries, Kaliber. Kulturell-spezifische Phänomene der andalusischen Kultur, die nur durch Umschreibungen hätten ausgedrückt werden können, werden meistens zum Ausdruck gebracht anhand von arabischen Transkriptionen, wie Hamam (Bad), Diwan (Sofa, Bank), von iberorromanischen Arabismen wie albóndigas (Fleischbällchen), almojábana (Käsege-bäck), und seltener von französischen Arabismen, z.B. Djellaba (Gewand), oder auch von deutschen, wie Burnus (Gewand mit Kapuze). Solche Begriffe sind in den meisten Fällen nicht Lexeme eines touristischen Repertoires, sondern eher Grundbestandteile einer unterge-gangenen Zivilisation. Sie gelten durch ihre Abweichung vom deutschen Wortschatz oft als Retardierungsmomente für den Leser. Andere arabische Fremdwörter fungieren auch als Ap-pell an das historische Gedächtnis; dadurch werden historische Tatsachen hervorgehoben, wie die Bücherverbrennung in Babu’l-Ramla. Auch einige Kriegsbegriffe arabischen Ursprungs wie albatozas (Kriegsschiff), Arkebusen(-schüsse) (Schießwaffe) dienen der historischen Exaktheit. Im Gegensatz zu diesen Lexemen arabischer Herkunft, die nicht selten mit der an-dalusischen Kultur zusammenhängen, sind andere rein „exotisches Dekorum“, nämlich die, die nicht historisch adäquat sind, wie Medressen (d.h. Schulen, da man damals in Andalusien noch keine solche Institutionen kannte); weiterhin sind andere Lexeme für den heutigen Leser wegen semantischer Verschiebung nicht mehr in der ursprünglichen Semantik nachvollziehbar, wie Gaze (eigentl. gitterartiges Gewebe). Die Wiederherstellung historischer Zusammenhänge hat sich zur Entdeckung der Etymologie in mehreren Fällen bewährt, vor allem durch die his-torischen Quellen. Man kann da zwischen drei verschiedenen Haltungen der Lexika unter-scheiden: Zunächst sind sich die meisten durchgesehenen deutschen Lexika über die arabische Herkunft einer Reihe von Lexemen einig, wie Baldachinen oder Kaliber, wohingegen sie einer anderen Gruppe von zitierten Arabismen eine unsichere arabische Etymologie zuschreiben, wie Kittel und Rasse. Schließlich wird die arabische Herkunft von Lexemen wie Fries, Karacke, Arkebusen entweder bestritten oder nicht erwähnt. Folgt man jedoch diesen Lexemen in den Lexika der Vermittlersprachen, vor allem der französischen, dann findet man oft Bestätigun-gen für die arabische Herkunft oder zumindest für die spanische.